Neuigkeit vom 18. Mai 2020

Der 25. ÜberBrückungsfunke

Liebe Leudde,

in den drei „Funke“-Ausgaben dieser Woche wollen wir Leute zu Wort kommen lassen, die ebenso wie wir in besonderen Zeiten leben. Und die mit uns verbunden sind: Weil Sie unsere Kolleg*innen sind, weil Sie die Angebote der Brücke Flensburg nutzen oder weil Sie einfach in derselben Stadt wie wir leben. Uns interessiert, was sie von der derzeitigen Situation halten, was gerade anders ist und was sie bewegt. Den Auftakt macht unsere Kollegin Susi aus dem Arbeitsbereich der Ambulanten Betreuung der Brücke Flensburg.

Bente und Roger: Moin Susi, wie geht es dir gerade?

Susi: Persönlich geht es mir sehr gut. Gerade ist leider das Wetter nicht so gut, das ist etwas schade. Wir versuchen derzeit viel draußen unterwegs zu sein und da macht sich das Kalte und Ungemütliche bemerkbar.

BuR: Wie hat sich dein Alltag durch Corona verändert?

S: Die Betreuungsschlüssel haben sich verschoben. Mit manchen Klient*innen treffe ich mich derzeit häufiger, mit anderen wenig oder gar nicht. Generell ist es so, dass die Leute Corona viel thematisieren. Ich übe mich da im Umgang mit Geduld, gerade wenn es in Richtung Verschwörungstheorien geht. Positive Dinge wie gemeinsam einen Kaffee zu trinken oder anzupacken, gehen nicht mehr. Wir arbeiten einfach gerade an anderen Dingen als sonst - in Bezug auf soziale Integration können wir beispielsweise gerade nicht viel machen.

BuR: Welche schönen, lustigen und positiven Sachen erlebst du im Moment?

S: Schön finde ich, dass viele Leute sich nicht hängen lassen, sondern sich aufraffen, Treffen wahrnehmen und Belastungen meistern, um Termine mit uns wahrzunehmen. Das Tragen des Mundschutzes zum Beispiel stellt für viele genauso wie für mich eine ziemliche Herausforderung dar. In der Stadt hab ich mal eine Person gesehen, die sich einen Mundschutz aus einem BH gefertigt hatte. Skurrile Alltagserlebnisse hab ich gerade häufiger.

BuR: Welche Schwierigkeiten fordern dich gerade heraus?

S: Die vielen Beschränkungen. Beim einfachen Kaffeetrinken, Bus fahren oder in die Stadt gehen. Das Ziel, dass die Leute aus den eigenen vier Wänden rauskommen, um mit anderen in Interaktion zu treten, ist deswegen gerade sehr hoch gesteckt. Die ganzen Regelungen einzuhalten ist schwierig und anstrengend und verstärkt die eh schon bestehenden Belastungen. Außerdem bin ich kein Fan von Verschwörungstheorien. Sie bilden eine Grundlage für negative Zukunftsvisionen und ihnen zu begegnen ist nicht einfach. Ich hab das Gefühl, ich müsste dafür ständig auf dem neuesten wissenschaftlichen Stand sein. Dass es häufig kein anderes Thema als Corona gibt, empfinde ich zunehmend auch als belastend.

BuR: Was vermisst du im Moment?

S: Am meisten unbeschwert meinen Job machen zu können – einfach unbelastet gemeinsam in die Stadt zu gehen, einzukaufen und Bus zu fahren. Und einen gesicherten Raum zum Reden zu haben – Treffen zuhause sind aufgrund von Hygieneregeln schwierig. Außerdem vermisse ich den persönlichen Kontakt zu einigen Klient*innen, weil manche lieber nur telefonieren möchten. Ein Gefühl dafür zu bekommen, wie es den Leuten geht, ist über das Telefon bedeutend schwieriger.

BuR: Welche derzeitigen Dinge wirst du nach Corona vermissen?

S: Ich finde es angenehm, dass weniger Menschen unterwegs sind, obwohl sich das schon wieder geändert hat. Viele Kontakte mit den Klient*innen draußen zu haben, ist gerade angeraten und angehalten. Ich genieße das und habe das Gefühl, dass es den Leuten auch gut tut.

BuR: Was machst du als erstes, wenn du wieder „normal“ arbeiten kannst?

S: Ins Café gehen, gemeinsam und doch in Ruhe da sitzen, Kuchen essen und einfach was Nettes machen. Das kommt gerade leider etwas zu kurz. Oh, und ich möchte gern mit einer Klientin in den Treffpunkt gehen. Ich war mit ihr bereits da und sie war so happy, weil sie das Gefühl hatte, dass sie mit dem Treffpunkt die Möglichkeit hat, Struktur in ihr Leben zu bekommen. Ich freue mich sehr drauf, ihr diesen nochmal zu zeigen und zu kucken, ob sie da andocken kann.

Vielen Dank, liebe Susi, für deine Zeit und deine Offenheit. Am Mittwoch kommt dann das zweite Interview aus der Serie. Mit denselben Fragen, aber sicherlich anderen Antworten

Bis dahin wünschen wir euch gute Tage und viel Gesundheit.

Bis bald, Bente und Roger

Präventionsteam der Brücke Flensburg

 

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Flensburger Wochen der Seelischen Gesundheit

Auch in diesem Jahr organisieren das Präventionsprojekt der Brücke Flensburg und die Gesundheitsplanung der Stadt Flensburg gemeinsam mit vielen Kooperationspartner*innen die Flensburger Wochen der Seelischen Gesundheit.

Wir wünschen euch viel Freude beim Stöbern im Programm und hoffen, es ist für jede/n etwas dabei!

Bitte beachtet: Viele Veranstaltungen sind kostenfrei, erfordern aber dennoch eine Anmeldung.

Wir freuen uns auf Sie und euch!

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Der 66. BrückeFunke

Liebe Leute,

stellt euch vor, ihr habt ein Bewerbungsgespräch und es läuft nicht so sahnemäßig. Und schwuppdiwupp fängt unser Kopf an, diese Situation zu interpretieren: „Die Personalchefin hatte aber schlechte Laune. Puh, wenn die Stimmung hier SO ist, möchte ich hier auch lieber nicht arbeiten.“ Oder aber ein solcher: „Nicht schon wieder so ein Griff ins Klo. Das war jetzt schon das fünfte erfolgslose Gespräch in Folge. Eigentlich brauche ich gar nicht weiter zu suchen…“ Und wenig überraschend wird sich der erste Gedanke vermutlich förderlicher auf eure Motivation für die weitere Suche auswirken und zu einer positiveren Einschätzung eurer Chancen beim nächsten Gespräch führen. Wie sich solche Ursachenzuschreibungen herausbilden und wie ihr diese verändern könnt, erfahrt ihr in diesem Funke.

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